Notizen zu Jobst Hinrich Zuttermeister: [-][+]
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Aus den Chroniken der Stadt Rodenberg
Auf der, am Altenrodenberge belegenen Angerfläche, welche noch heute die Lehmkuhle genannt wird, wurden in den Sommernächten des Jahres 1701 kleine, leuchtende und umher hüpfende Flämmchen beobachtet. Daraufhin behauptete der Nagelschmied Ludewig Uhlenbecker, welcher nebenbei auch als Hellseher, Teufelsbeschwörer und Diebesbanner erfolgreich sich betätigte, dass auf dieser Stelle unter dem Erdboden ganz bestimmt ein Schatz verborgen läge.
Da nun Uhlenbecker in allen geheimnisvollen Künsten wohl erfahren war und seine Behauptung den Auffassungen damaliger Zeiten nach, garnichts Unwahrscheinliches an sich hatte, so fand sie auch bei der Stadtverwaltung vollen Glauben. Es wurde daher Uhlenbecker von Bürgermeister und Rat beauftragt, die Hebung des Schatzes auf Kosten der Kämmerei vorzunehmen. Denn die Aussicht, möglicherweise einen reichen Goldgewinn hierdurch zu erlangen und diesen dem bedürftigen Stadtsäckel zuführen zu können, war gar zu verlockend.
Also wurde diese vielversprechende Arbeit von dem Ludewig Uhlenbecker unter Mithilfe des Kleinschmiedes Hinrich Knees und des Schuhmachers Jobst Zuttermeister mit frischem Mut in Angriff genommen. Zuvor aber schärfte Uhlenbecker seinen Arbeitsgenossen mit allem Nachdruck ein, dass während dieser Schatzhebung das tiefste Schweigen beobachtet werden müsse, da sonst der Schatz gestört und unerreichbar tief in der Erde versinken würde.
Stumm und schweigend ward nun mit vereinten Kräften darauf los gegraben. Doch als am dritten Tage das Schatzloch schon bis zu zwei Mannshöhen tief gediehen war, da vergaß der in der Tiefe arbeitende Knees unbedachterweise für einen Augenblick das Gebot des Schweigens und rief den oben Stehenden ein paar Worte zu. Kaum aber waren diese Worte seinem Munde entfahren, da brachen auch schon die gelockerten Erdwände mit großem Getöse über den voreiligen Schwätzer zusammen, der nun unter Stein und Geröll begraben, jämmerlich um Hilfe schrie. Und nur unter großen Mühen gelang es den beiden anderen, auf höchste erschrockenen Schatzgräbern ihren verschütteten Kollegen aus seinem dunklen Verließ zu befreien und lebend wieder an Tageslicht zu befördern.
Uhlenbecker erklärte daraufhin dem Magistrat, dass diesen verunglückten Ausgang nur Knees durch sein vorzeitiges Schwätzen verschuldet habe, denn der Schatz, den er schon in nächster Nähe gewittert habe, sei infolgedessen so tief in der Erde versunken, dass eine Hebung nunmehr ganz aussichtslos geworden sei.
Nach Ausweis der Kämmereirechnung von 1701 erhielten Uhlenbecker und Zuttermeister als Tageslohn für drei Tage Schatzgrabearbeit je zwölf Groschen. Knees aber bekam keinen Pfennig, weil er die Hebung des Schatzes durch seine Unachtsamkeit vereitelt hatte.